Hartung-Gorre Verlag

Inh.: Dr. Renate Gorre

D-78465 Konstanz

Fon: +49 (0)7533 97227 Fax: +49 (0)7533 97228
eMail: verlag@hartung-gorre.de

www.hartung-gorre.de

 

S

 

 

3866281250

Ana-Maria Pǎlimariu

 

„Chemnitzer Zähne“

 

Ironie in Martin Walsers Werk
der 1970er- und 1980er-Jahre

 

2007, 240 Seiten. € 32,00.
ISBN 3-86628-125-0

 

In seinen Frankfurter Vorlesungen (1981) weist Martin Walser die „reine Ironie“ und die „rhetorische Ironie“, als Sprachformen, der Erziehung bzw. der Unterhaltung zu. In dieser Arbeit werden sie als zwei Relationsmodelle zwischen Bewusstsein/Geist und Körper/Buchstabe aufgefasst. Der implizite Vorwurf, den Walser als Autor dem Vertreter der „rhetorischen Ironie“ Schlegel macht, ist, dass er ein Ironie-Konzept vertritt, nach dem Bewusstsein/Geist vom Körper/Buchstabe „technisch zu trennen“ seien. In dieser Arbeit wird die Gegenüberstellung „reine Ironie“ vs. „rhetorische Ironie“ als Opposition von Ironie der Erziehung und Ironie der Unterhaltung hauptsächlich als Folge seiner verfehlten Schlegel-Lektüre erkannt. Walser teilt all das, was er bespricht, in ein dichotomisches Modell auf, und damit „gut“/„rein“ und „böse“/„rhetorisch“ auch durch historische Figuren belegt werden

können, ordnet er die genannten Denker in das Modell ein, verkürzt aber damit eindeutig Friedrich Schlegels Ironiebegriff.

 

Die Polarisierung, die Walser in seinen Vorlesungen vornimmt, lässt sich auch in seinem Werk der 1970er- und der 1980er-Jahre auffinden. Auch hier gibt es eine Art Gegenüberstellung zwischen einem Guten oder Knecht und einem Bösen oder Herrscher. In den besprochenen Werken lassen sich narrative Inszenierungen von fiktiven Konflikten ausmachen, durch die die Welt in Gut und Böse aufgeteilt erscheint. Dabei ist die Gegenspieler-Seite, die das Böse verkörpert, deshalb sehr wichtig, weil die Güte der als „rein“ inszenierten Figur vor dem Hintergrund des Bösen erst überzeugend erscheinen kann.

 

Diese Arbeit kommt zum Ergebnis, dass Walsers in den Vorlesungen „reine Ironie“ genanntes Verfahren in seinen Romanen dementiert wird. Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit liegt deshalb nicht so sehr im Bereich dessen, dass es Walser darum geht, „die Welt neu zu erkennen“ (Yuk 2002: 8), sondern darin, wie er Möglichkeiten schafft, die Welt so zu inszenieren, wie sie im Bewusstsein des Lesers werden sollte. Das Erkenntnisinteresse dieser Arbeit ist es nicht so sehr, festzulegen, ob Walser recht hat oder nicht, sondern mehr wie er als Autor und Erzähler „gut“ und „böse“ in einem Abschnitt seines Werks so inszeniert, dass die „rhetorische Ironie“ als böse inkriminiert und verkürzt wird. Bei der Ausführung des Wie dieser Inszenierung erweist sich Folgendes als besonders relevant: Die Erzählperspektive, die zwar einem personalen Erzähler gehört, fokalisiert sich auf das Bewusstsein der „reinen“ ironischen Figur. Über das Bewusstsein der „rhetorischen“ Figur hingegen fehlt jeglicher Hinweis. Indem die Erzählperspektive nur das Äußere der „rhetorischen“ Figur zum Thema macht, kann sie stilistisch genauso „technisch“ die rhetorische Figur in der Darstellung manipulieren. Die „reine Ironie“ von Walsers Erzähler hat die Funktion, die „rhetorische“ Figur durch die Verkürzung um ihre Innenseite als böse zu inszenieren.

 

Schlagwörter: Martin Walser, Frankfurter Vorlesungen, Jenseits der Liebe, Ein fliehendes Pferd, Brief an Lord Liszt, Brandung, Ironie, (irony), Körper, (body), Inszenierung, Ethik, Rhetorik

 

Buchbestellungen in Ihrer Buchhandlung oder direkt:

 

Hartung-Gorre Verlag // D-78465  Konstanz // Germany

Telefon: +49 (0) 7533 97227 // Telefax: +49 (0) 7533 97228

http://www.hartung-gorre.de

eMail: Hartung.Gorre@t-online.de