Hermann Maass
Ich und Selbst in der Begegnung
Ein imaginativer Lernprozess
Zeichnungen von Renate Kirchhof-Stahlmann
Herausgegeben von Jürgen Felsche
Erste Auflage 2004; 148 Seiten, € 19,80. ISBN 3-89649-937-8

Hermann MAASS legt am Ende seines Berufslebens als Psychotherapeut einen Text vor, der weit über alles Therapeutische hinausweist. Es handelt sich um die Darstellung eines seelischen Reifungsprozesses, bewirkt mit Hilfe der "Aktiven Imagination". Der Begriff stammt von C. G. Jung, von dem der Verfasser die Technik übernommen und in langjähriger therapeutischer Arbeit weiter entwickelt hat. Der Mensch, der die hier geschilderte Geschichte erlebt hat, war kein Patient im üblichen Sinne, sondern ein akademisch ausgebildeter und in einem entsprechenden Beruf tätiger Mann, der einfach mehr wissen will, als ihm sein Fachgebiet, die Naturwissenschaften zu bieten haben. Er war bereit, sich über mehrere Jahre jede Woche für eine Stunde auf die Therapiecouch zu legen, um die eigene Innenwelt zu erforschen. Dort findet er ein Zentrum, das riesige Kräfte ausstrahlt und alle Gegensätze in sich vereinigt. Nach C. G. Jung ist es das Zentrum der gesamten Psyche, das er als das "Selbst" bezeichnet hat.
Als Wanderer streift er durch eine Welt symbolischer Gestalten, was Mut erfordert, aber keine Aggressivität. Im Gegenteil, als ihm ein lebender Teufel mit Klumpfuß und Hörnern begegnet, erschrickt er nicht oder kämpft gegen ihn an, sondern bemüht sich darum, eine Beziehung herzustellen. Das gelingt und führt zu einer Verwandlung: aus dem Teufel wird ein weiser alter Mann, der ihm als Führer durch die weitere Geschichte dient.
Die "Übersetzung" der Symbolik in unsere gewohnte rationale Sprache übernimmt der Verfasser in immer wieder eingeschalteten Kommentaren. Wer nur die Geschichten genießen will, die sich wie Märchen von Erwachsenen für Erwachsene lesen, kann sie einfach überblättern.

Die Künstlerin Renate KIRCHOF -STAHLMANN fügt einzelnen Kapiteln ihre Kommentare in Form von Bildern bei. Ihre Farbstiftzeichnungen geben den symbolischen Figuren Gestalt, so wie sie diese erlebt.

Hermann Maass ist ein erfahrener Psychotherapeut. In mehr als 30 Jahren seiner Berufstätigkeit hat er die von C. G. Jung entdeckte Aktive Imagination zu einem breit anwendbaren Verfahren entwickelt. In drei Büchern, 1981: "Der Therapeut in uns", 1984: "Der Seelenwolf'", 1989: "Wachträume" hat er seine Erfahrungen dargestellt. Nun in hohem Alter, zeigt er in der hier vorliegenden Arbeit, dass es möglich ist, mit Hilfe der Aktiven Imagination in Bereiche vorzudringen, in denen die religiösen Erfahrungen angesiedelt sind.
Der Mann, der die hier erzählte Geschichte erlebt hat, ist kein Patient, sondern ein Mensch, der voll im Berufsleben steht, Frau und Kinder hat und der aus Wissbegierde in die innere Welt eingestiegen ist. Dort fand er einen Führer in der Gestalt eines alten Mannes, der ihn Schritt für Schritt weiter lotste bis in das innerste Zentrum des Bewusstseins, das von Jung als das Selbst benannt wurde.
Hier zeigt sich, dass für uns westlich geprägte Menschen die Aktive Imagination eine ähnliche Bedeutung erlangen könnte, wie sie im Osten die Meditation hat.

Nach dem Studium der Malerei an den Kunstakademien Nürnberg und München beschäftigte sich die Künstlerin Renate Kirchhof-Stahlmann in ihrem zeichnerischen Werk mit der äußeren Wirklichkeit. Beispiele hier für sind die Werkeinheiten und Zyklen: "Erdachte Planeten", "Sprache der Dinge" und "Die vier Elemente". Das Thema " Zeit und Raum" spiegelt sich in den Zyklen "Genesis" und "Zeiten" wider, die seit 1990 auch gedruckt vorliegen.
Die Begegnung mit Hermann Maass und seinem Werk im Jahre 1996 bedeutete für Renate Kirchhof -Stahlmann einen wichtigen Kreuzungspunkt in ihrem Leben und künstlerischen Schaffen, in dem sie die Reise nach Innen geistig nachvollzog und die inneren Bilder zum Leben erweckte. Nicht zuletzt entwickelte sich daraus die Beschäftigung mit der eigenen Innenwelt, die in der "Mandalaserie" und den "LichtBildern" zum Ausdruck kommt.
In den letzten Jahren stellt Renate Kirchhof-Stahlmann ihre Arbeiten bevorzugt im Bereich der Erwachsenenbildung aus.

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